Bedauerlicherweise zähle ich nicht zu den Menschen, die bereits als Kind wussten, was sie gerne mit ihrem Leben anfangen möchten. Ich wusste es auch nicht als Teenager oder als Mittzwanzigerin oder in den Dreißigern. Stetig von dem Gedanken getrieben „Jetzt musst du mal was anständiges machen“, probierte ich viel aus. Von der Kosmetikausbildung (eigentlich wollte ich Maskenbildnerin am Theater werden), über ein Zeichenstudium in Phoenix, Arizona (Disney hat nur auf mich gewartet – und tut es heute noch, ich bin davon überzeugt), über eine Musicalausbildung in New York, einem anschließenden dreimonatigen Schwenker nach Wien, zurück in heimatliche Gefilde, um am Ende als Assistentin einer Rechtsabteilung zu arbeiten.

Ich schätze, mein Leben verlief nicht ganz so geradlinig, und über so manche Kurve, um die ich gegangen bin, war selbst ich erstaunt. Aber vielleicht hat mich das am Ende ja zum Schreiben gebracht, wer weiß das schon. Eins war mir jedoch immer klar: Ich musste kreativ sein! So schnappte ich mir 2005 zum ersten Mal eine Spiegelreflex und begann, mein Pferd zu fotografieren. Schnell merkte ich, dass ich das Fotografieren liebte. Ich fing an, die Pferde der Miteinsteller zu knipsen, bekam erste Kundenaufträge und konnte meine Bilder schließlich über eine Fotoagentur an Bücher und Zeitschriften verkaufen. Heute fotografiere ich zwar immer noch, habe aber die Kundenaufträge komplett zurückgeschraubt.

Jetzt, mit Anfang vierzig, kann ich zumindest behaupten, dass ich nicht das Gefühl habe, irgendetwas im Leben verpasst zu haben. Das mit dem anständigen Job habe ich auch ausprobiert, musste aber feststellen, dass ich zu kreativ bin, um im Büro zu sitzen. Also habe ich mich 2017 entschlossen, den Weg in die Selbstständigkeit zu gehen und bin nun freiberufliche Autorin mit Herz und Seele.